Papa meets iPad

Fünf Beiträge, die ich innerhalb von zwei Jahren auf Facebook geschrieben habe:

Papa meets iPad Teil 1

Vor ein paar Wochen: Tschüss, geliebtes iPad Papa – 88 Jahre – hatte es vor ein paar Wochen getestet … „Och, lass mich mal paar Tage oder so da reingucken“ und sich ganz gut damit angefreundet. Eines Tages drückt er es mir wieder in die Hand und sachte „Will ich nich mehr, das stiehlt mir zu viel Zeit und die hab ich nicht. Zu viel zu tun“. Nunjaaaa – in den letzten Tagen dann immer mal wieder „ach, das könnte man ja auch in Wikipedia nachlesen, gell“ oder „Also, ich frag nur so: Sag mal, gibts den Cicero eigentlich auch als App? Ich frag echt nur so mal!“ Mhm … Is kla.
Muttern dann konspirativ am Fon „Sag mal, wie kommt man eigentlich an ein iPad, was braucht man da so, hmmm?“ Erklärt, dann kurz überlegt und entschieden ….
Lange Rede, kurzer Sinn: iPad abgespeckt, Apps rausgeworfen, die er nicht braucht, bissel ans Sehvermögen angepasst det Janze, paar Seiten FAQ dazu fabriziert und heute ab damit. Selten so glückliche Oldie-Augen gesehen.

Papa meets iPad Teil 2

Buch „iPad für Dummies“ mitgebracht.
Ein paar Tage danach:
„Sag maaaaal, wie geht das mit YouTube und findet man da auch klassische Musik?“ Klar findet man die da…. Kurz erklärt, App installiert, den „Messias“ gesucht und gefunden. An den darauf folgenden vier Tagen täglich mehrere begeisterte Anrufe mit Lobeshymnen über Qualität und Seh-/Hörvergnügen…
Stand heute: Mein monatliches 2 GB LTE-Volumen hat keine vier
Tage überstanden, seit dem nur noch Schneckentempo …
„Duhu, was brauch ich alles für WLAN?“
To be continued ….

Papa meets iPad Teil 3

Vorgestern: „Sag mal: Du erzählst doch immer von Flashmobs und so. Die guckst Du doch auf YouTube, gell“ Jaha, genau … „Wie kommst Du da ran?“ Nochmal das mit dem Suchbegriff erklärt und als Beispiel den Halleluja-Flashmob in dem kanadischen Einkaufszentrum genommen. Papa guckt … und guckt …. Die Augen werden größer und größer und auf einmal kullern ihm dicke Tränen die Wangen herunter. Ich habe meinen Vater bisher erst einmal vor etwa drei Jahren weinen gesehen. Aus einem nicht so schönen Grund. Vorgestern waren es Tränen der Freude. Seither hat er das Filmchen bestimmt zehn Mal geschaut und ich bin dermaßen froh und dankbar, ihn so glücklich gesehen zu haben.
Das LTE-Volumen übersteht mittlerweile kaum zwei Tage.

Papa meets iPad Teil 4 und vorläufiges  Ende

Vergangenen Samstag: Ich auf dem Balkon, Papa kommt raus, zieht die Tür hinter sich zu und fragt konspirativ leise …. „Saaag mal, brauch ich WLAN?“ Ich antworte „Klar, wenn Du weiterhin viel YouTube-Filmchen schauen und hören möchtest (er hat einen Narren an Flashmobs und klassischer Musik gefressen), dann schon, dann macht es Sinn.“ Hintergrund: Da das LTE-Volumen aus meinem Telekom-Vertrag durch die Filmchenguckerei keine zwei Tage am Monatsbeginn überlebt, muss er in der Seniorenresidenz, in der meine Eltern leben, in den Empfangsbereich gehen, in dem die Bewohner das WLAN des Hauses kostenlos nutzen können. Das hat er ein paar Mal gemacht und es führte zu denkwürdigen Ereignissen. Zwei, drei Mal sprachen ihn andere Bewohnerinnen (!) an und fragten, was er denn da „mit dem Ding“ macht. Er erklärte es stolz, führte es vor und erntete anerkennende Blicke …. Ein anderes Mal sprachen ihn zwei junge Mitarbeiterinnen des Hauses an und fragten, was er denn auf dem iPpad so guckt. Er zeigte ihnen die Flashmobs. Die Folge: Ent- und begeisterte Blicke, die ihm zeigten, dass er offensichtlich für einen der coolsten Oldies des Hauses gehalten wird. Paps – der Held vom Erdbeerfeld, der King of Currywurst Natürlich berichtete er Mama von diesen Begebenheiten und schmückte seine Schilderungen offensichtlich reichlich aus. Ergebnis: Mittelschwere (nicht ganz so ernst gemeinte) Eifersuchtsgefühle ….uuuund plötzliche nachdrückliche Befürwortung des WLANs in der eigenen Wohnung .

Morgen ist es soweit – es wird geschaltet und die Damen, die ihn bisher ab und an im Empfangsbereich haben sitzen sehen, werden diesen Anblick schmerzlich vermissen müssen .

Papa meets iPad Teil 5

Mittlerweile 90.
Vor ein paar Wochen auf Wunsch Facebook-App rausgeworfen. „Da gibts so viel zu gucken, das nimmt mir so viel Zeit und außerdem kann ich eh kaum noch was lesen“.
Bisschen schade. Zum Schluss hatte er den Messenger entdeckt und es war toll, ab und an vor dem Schlafen gehen noch ein „Gute Nacht, meine Gute, ab ins Bett jetzt“ zu lesen.
Viel lesen geht jetzt nicht mehr, aber er lässt sich jeden Monat vom iPad seinen geliebten Cicero vorlesen, Wikipedia und YouTube sind immer noch seine Freunde und mit Flight Radar verfolgt er ab und an immer noch, welche Flugzeuge gerade in Frankfurt starten und landen.
Das muss man sich mal vorstellen. Mit 90. Unfassbar. Schön.

Aktueller Nachtrag

Ich habs aufgegeben zu hoffen, dass ich mein iPad irgendwann wiederkriege und hab seit einer Woche ein neues.

Beim heutigen Besuch bat Papa darum, dass ich die App der Elbphilharmonie installiere und fragte „haben die da auch einen virtuellen Rundgang, den ich mir angucken kann?“

90, Folks. In Worten: Neunzig :-).

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